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AutorenbildSandra Brandt

Anweiden - warum ist das so wichtig? Wie wird's richtig gemacht?

Aktualisiert: 20. Feb. 2022

Warum ist das frühjährliche Anweiden so wichtig für die Pferde?

Pferde haben ein ganz besonderes Verdauungssystem um die pflanzliche, faserige Nahrung gut verdauen und verwerten zu können. Dabei werden Sie von bestimmten Mikroorganismen der Darmflora unterstützt.


Während der Magen mit einem Fassungsvermögen von rund 8-15 Litern verhältnismäßig klein ist, hat sein Caecum ein Fassungsvermögen von 30 bis ca. 60 Litern bei einer Länger von rund 1 Meter. Das Caecum ist ein Teil des Dickdarms. Hier findet die Hauptverdauung des Pferdes statt.


Diverse Mikroorganismen (Bakterien und Einzeller), sogenannte Infusorien, helfen dem Pferd die faserigen Bestandteile aufzuspalten und zu verwerten.


Im Winter erhalten die Pferde überwiegend getrocknetes Heu. Diesel Nahrung ist besonders reich an Cellulose. Die Darmflora passt sich an diese Nahrung an. Es entwickelt sich eine cellulolytische Darmflora.


Frisches Gras ist, im Gegensatz zum Heu, reich an Fructanen. Fructane sind Prebiotika. Prebiotika nähren Probiotika. Die Probiotika sind die Bakterien und Einzeller im Darm, deren Wachstum durch die Prebiotika, die Fructane, begünstigt wird. Und zwar extensiv. Insbesondere die gram-negativen Bakterien vermehren sich mit fructanreicher Nahrung exponentiell. Die Darmflora ändert sich jetzt von einer cellulolytischen, d. h. cellulose-verdauenden, zu einer saccharolytischen Flora = zucker-verdauenden Flora. Und diese Darmflora ist reich an gram-negativen Bakterien.


Das Pferd erlebt also eine Ernährungsumstellung im Frühjahr. Die Anpassung benötigt Zeit, damit sich die Darmflora nach und nach anpassen kann.


Diese gram-negativen Bakterien haben einen besonderen Wandbestandteil. Sogenannte LPS-Komplexe - Lipo-Polysaccharid-Komplexe. Sie bestehen aus Fetten und Zucker und bilden große Moleküle.


Mit der plötzlich fructanreichen Nahrung nehmen diese gram-negativen Bakterien exponentiell zu. Und im Umkehrschluss sterben auch exponentiell viele gram-negativen Bakterien. Beim Zerfall dieser Bakterien werden diese großen LPS-Komplexe freigesetzt. Und zwar auch enorm viele.


Gleichzeitig wird freier Zucker, der nicht verwertet werden kann, weil die Darmflora noch nicht ausreichend angepasst ist, zu Lactat = Milchsäure. Große Mengen an Milchsäure zerstören die Darmwand. Damit öffnet sich die Darmwand (Leaky-Gut), und die großen LPS-Komplexe gelangen in die Blutbahn.


Die zerstörte Darmwand kann Nährstoffe und Wasser nicht mehr ordentlich resorbieren, was zu Kotwasser und Durchfall führt.


Jetzt befinden sich sehr viele LPS-Komplexe im Blut. Das Immunsystem erkennt sofort, dass die hier nicht hingehören. Und weil diese LPS-Komplexe groß sind, will das Immunsystem auf Nummer sicher gehen, und den vermeintlichen Feind umgehend still legen. Das tut es, indem es Antikörper und sogenannte Complementfaktoren an die LPS-Komplexe anheftet. Hier werden also die Krieger und die Bodyguards gleichzeitig gerufen, die sich auf den Feind stürzen und ihn in Schach halten. Jetzt sind das sogenannte Immunkomplexe. Sehr, sehr große Molekülkomplexe.


Soweit so gut. Der Feind ist unschädlich gemacht. ABER, diese Immunkomplexe sind noch größer. Denn auf den LPS-Komplexen sitzen jetzt auch noch die Antikörper und die Complementfaktoren.


Das ist das Problem. Diese riesigen Gebilde wandern jetzt durch die Blutbahn. Die Schwerkraft bringt es mit sich, dass sie in den feinen Kapillargefäßen im Huf landen. Hier bleiben die riesigen Immunkomplexe in den Engen der feinen Gefäßchen hängen. Nach und nach bleiben immer mehr hängen und verstopfen die Gefäße. Die Blutversorgung wird unterbrochen und der Huf wird nicht mehr ordentlich versorgt. Es kommt zur Hufrehe.


Wie wenn das nicht schlimm genug ist, verstopfen diese Immunkomplexe auch die feinen Kapillargefäße der Niere: akutes Nierenversagen droht.


Bekommt das Pferd jetzt erstmal nur wenig Gras, und wird die Menge in kleinen Schritten gesteigert, wächst auch die Zahl der gram-negativen Bakterien langsam, und der Organismus kommt mit den geringeren sterbenden Bakterien gut zurecht. Die Darmflora passt sich langsam dem neuen Futter an.

Und wie wird's richtig gemacht?


  1. Das Pferd sollte vor dem Anweiden gut Heu bekommen haben, wenn es nicht schon Heu-satt bekommt

  2. Die ersten 2-3 Tage 10-15 Minuten Gras fressen lassen.

  3. Dann täglich um 5-15 Minuten steigern über einen Zeitraum von 6-8 Wochen.

  4. Zeigt das Pferd Kotwasser oder weichen Kotabsatz, einen Tag pausieren, dann wie am Tag zuvor weiter machen.

  5. Bei nächtlichem Frost am Folgetag das Anweiden aussetzten, oder zumindest wesentlich kürzer grasen lassen, denn jetzt ist das Gras besonders reich an Fructanen.

  6. Der Darm kann in der Anweidezeit zusätzlich mit der Gabe von ausgewählten Kräutern, Wurzeln, Vitalpilzen und Heilerden unterstützt und gestärkt werden. Gerne stelle ich dir für dein Pferd eine individuelle und bedarfsgerechte Empfehlung an Kräutern, Wurzeln und Heilerden zusammen.

  7. 1-3 Sitzungen Bioresonanz unterstützen den Darm wie auch die Entgiftungsorgane und erleichtern deinem Pferd die Nahrungsumstellung in der Anweidezeit.

Bedenke bitte auch: Frühling ist die Zeit für Blüte, Wachstum, Dynamik und Bewegung. Die Tage werden länger, der Stoffwechsel steigt, die Pferde werden aktiver, "frischer" und benötigen jetzt auch mehr Arbeit und Beschäftigung. Bewege dein Pferd sinnvoll und ausreichend. Das ist wichtig für Körper und Geist, und unterstützt auch das Verdauungssystem, nicht nur in der Anweidezeit.


Tierisch herzliche Grüße, eure Sandra

216 Ansichten1 Kommentar

1 Comment


Silke
Silke
Dec 05, 2022

Super schön erklärt, liebe Sandra 😍

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